2015 - Service auf drei Rollen
  • Die freundliche Eva ist so schnell wie ein Maulwurf und im Museum sehr beliebt. Sie gehört zur vierten Generation dieser Art von Servicerobotern und ist mit Rasenmäh- und Melkrobotern verwandt. Sie kann mit Menschen interagieren, natürlich auch im Haus der Geschichte.

    Rosenplänter: Hallo und herzlich willkommen zu dieser Folge Zeitgeschichten. Mein Name ist Meike Rosenplänter und ich stelle euch heute ein neues Objekt vor und das ist tatsächlich eines der neuesten im Haus der Geschichte. Es geht nämlich um Eva, das ist ein Service-Roboter, den ihr ganz am Ende der Ausstellung in Bonn treffen könnt. Eva ist weiß, knapp 1,60 Meter groß, wiegt 120 Kilo und kann maximal 3,5 Kilometer pro Stunde schnell fahren. Damit ist sie in etwa so schnell wie ein Maulwurf. Dafür ist sie aber eine ziemlich freundliche Zeitgenossin.

    Eva: Eva der Roboter, ist mein Name. Solange der Akku hält, geht es mir super. Ich hoffe, dir auch. Lust auf ein Tänzchen?

    Rosenplänter: Warum Eva überhaupt im Museum ist und was sie sonst noch so kann außer euch rumführen, das bespreche ich jetzt mit Dr. Ruth Rosenberger. Sie ist Direktorin der digitalen Dienste in der Stiftung. Hallo, Frau Rosenberger.

    Rosenberger: Hallo, guten Tag, Frau Rosenplänter.

    Rosenplänter: Warum heißt Eva Eva?

    Rosenberger: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Vielleicht, weil Eva der erste interaktive Roboter im Haus der Geschichte ist und damit am Anfang einer neuen Spezies steht. Keine Ahnung, Eva ist 2017 zu uns gekommen im Zuge der Überarbeitung des letzten Drittels unserer gesamten Dauerausstellung. Und das Ausstellungsteam hat sich überlegt, welches Objekt das Thema Digitalisierung besonders gut repräsentieren kann und im Zuge dieser Phase hat sie den Namen bekommen, den sie bis heute trägt.

    Rosenplänter: Und Eva ist ein Roboterassistent. Wofür werden die eigentlich gebaut?

    Rosenberger: Eva ist ein sogenannter Service-Roboter, die manchmal auch als Personal Robots bezeichnet werden. Solche Roboter erbringen Dienstleistungen für Menschen. Zum Beispiel gehören zu dieser Gruppe auch in vielen Haushalten bereits eingesetzte Staubsaugerroboter oder Mäh-, also Rasenmähroboter oder vielleicht nicht in so vielen Haushalten eingesetzte Schwimmbadreinigungsroboter. Genauso gehören zu dieser Gruppe aber auch Melkroboter, die sich also schon nicht mehr an einem unbelebten Fußboden oder an einer Schwimmbadfliese abarbeiten, sondern direkt mit der Kuh, also mit dem lebenden Wesen, interagieren. Und das genau ist auch der Fall in dem größten Bereich, an dem derzeit an Service-Robotern geforscht und entwickelt wird, nämlich daran, solche Roboter in der Pflege von Menschen einzusetzen, indem diese Roboter einfache Unterstützung im Alltag beispielsweise für ältere Menschen oder für behinderte Menschen leisten.

    Rosenplänter: Sie müssen also richtig kommunizieren können, Sie müssen richtig interagieren können.

    Rosenberger: Genau. Eva gehört zur vierten Generation der sogenannten Care-O-bots. Diese Care-O-bots werden seit den 90er-Jahren vom Fraunhofer-Institut in Stuttgart, vom Institut für Produktionstechnik und Automatisierung entwickelt. Und diese vierte Generation gibt es seit 2015 und sie ist ein Meilenstein, weil mit ihr eben dieser Durchbruch vom herkömmlichen Industrieroboter zum Service-Roboter gelungen ist, der eben mit Menschen kommunizieren und interagieren kann.

    Rosenplänter: Wie viele von Evas Art gibt es und wo werden die eingesetzt?

    Rosenberger: Zu Eva gehört eigentlich, wenn man sich die Gruppe der bekannten Service- oder Pflegeroboter anguckt, zum Beispiel auch der robbenförmige, flauschige Paro oder der große, weiße, humanoide Pepper. Evas direkte Geschwister wissen wir, gibt es einen Paul, der im Saturnmarkt in Ingolstadt im Einsatz ist, dort Kunden Produkte zeigt, die sie suchen und ein weiterer Care-O-bot 4 ist in der Lobby eines Hotels unterwegs und zeigt den Gästen dort, wo was im Haus ist, erläutert aktuelle Programme, die gerade angeboten werden oder smalltalkt eben einfach mit ihnen.

    Rosenplänter: Jetzt ist das Haus der Geschichte ein zeithistorisches Museum. Warum ist so was Aktuelles wie Eva in so einem Museum?

    Rosenberger: Ja, ein Museum für Zeitgeschichte reicht bis in die Gegenwart rein und das Thema Digitalisierung ist eines, das uns in der Gegenwart sehr beschäftigt. Aber eigentlich ist es eben auch schon ein historisches Thema. Nicht nur Eva wurde seit den 90er-Jahren entwickelt, sondern zum Beispiel tritt seit den 90er-Jahren auch das Internet zunehmend in unseren Alltag. Insofern ist Digitalisierung für uns ein zeithistorischer Prozess und Eva ist in doppelter Hinsicht eben sehr gut geeignet, um das in einer historischen Ausstellung zu veranschaulichen. Einerseits eben ist sie als Care-O-bot, als einer dieser exemplarischen Service-Roboter, eben ein tolles Objekt und gleichzeitig ist sie als digitale Besucherbegleiterin nochmal ein ganz besonderes Interaktionsinstrument in unserer Ausstellung. Indem sie also mit den Besucherinnen und Besuchern interagiert, führt sie nochmal einen zentralen Aspekt von Digitalisierung vor Augen, nämlich diese Interaktion zwischen Mensch und Roboter.

    Rosenplänter: Wie interagiert sie mit den Besuchern? Was sind so ihre Aufgaben?

    Rosenberger: Also als digitale Besucherbegleiterin geht sie auf die Besucher zu, sie stellt sich vor, sie bietet an, Objekte vorzustellen, sie smalltalkt einfach mit den Leuten und manchmal bietet sie auch an, ein kleines Tänzchen mit ihr zu machen.

    Rosenplänter: Wird das schon mal gemacht? Sieht man dann tanzende Menschen bei uns?

    Rosenberger: Manchmal sieht man die und im Internet kann man die auch manchmal sehen.

    Rosenplänter: Okay, was ist so das Feedback? Wie reagieren so die Besucher auf Eva?

    Rosenberger: Eva ist einer der Publikumslieblinge in unserer Dauerausstellung. Wir finden in unseren Besucherbüchern oft Einträge, Eva ist cool, ein toller Roboter, Eva sei DAS Zeichen für Fortschritt. Manchmal steht aber auch da, dass Eva im Vergleich zu anderen KI-Assistenten, die unsere Besucher kennen, also zum Beispiel Siri oder Alexa, Eva noch ein bisschen zu lernen hätte.

    Rosenplänter: Warum ist Eva da hinterher?

    Rosenberger: Das sind einfach technische Fragen. Eva wird natürlich ständig weiterentwickelt und die größte Komponente, die wir im Herbst letzten Jahres neu einführen konnten, ist Evas Spracherkennungssystem. Eva konnte zunächst nur auf einfache Ja-Nein-Antworten reagieren und inzwischen kann man viel freier mit ihr kommunizieren. Dieses Spracherkennungssystem ist die wichtigste Komponente, die vollständig überarbeitet und erneuert wurde. Trotzdem ist diese Komponente bei Siri und Alexa zum Beispiel, die von großen internationalen Firmen entwickelt werden und die nicht deutschen Datenschutzrichtlinien unterlegen, eine Komponente, die wir nicht in der Art, wie die das tun können, weiterentwickeln können.

    Rosenplänter: Ist Eva denn jetzt fertig oder wird sie noch weiterentwickelt?

    Rosenberger: Nein, Eva ist wahrscheinlich nie ganz fertig. Eva wird immer weiterentwickelt. Wir haben zum Beispiel, als wir dieses neue Update zur Spracherkennung bekommen haben, mit Mojin Robotics, das ist die Firma, die Eva entwickelt, den Dialog, der bei uns angeboten wird, auch noch mal optimiert und auf unsere Situation angepasst und dadurch bekommt Mojin Robotics von allen Anwendungskontexten, wo Care-O-bots im Einsatz sind, Feedback darüber, wie diese Roboter am besten einzusetzen sind und diese Informationen wiederum fließen in weitere grundlegende Weiterentwicklungen dieser Roboter ein. Insofern ist die Entwicklung da gar keinesfalls an einem Ende angekommen, sondern weiterhin voll im Fluss.

    Rosenplänter: Das heißt, mit dieser neuen Sprachsoftware kann man sich auch noch besser mit Eva unterhalten und kann ihr eben dann auch Fragen stellen. Was sind so die beliebtesten Fragen, die ihr gestellt werden von den Besuchern?

    Rosenberger: Eva wird oft gefragt, ob sie geheiratet werden möchte. Das scheint so eine Art Spiel zu sein oder vielleicht auch ein Austesten, wie tatsächlich eben die Interaktion zwischen Mensch und Maschine funktioniert oder wo eben da auch die Grenzen sind. Eva wird aber auch gefragt, welches ihr Lieblingsobjekt in der Ausstellung sei, oder sie wird nach den Öffnungszeiten des Museums gefragt oder ob es ihr gut geht.

    Rosenplänter: Welches ist ihr Lieblingsobjekt?

    Rosenberger: Darauf kann sie keine richtige Antwort geben, weil sie eigentlich nur drei bis vier Objekte genau erkennt.

    Rosenplänter: Dr. Ruth Rosenberger, die Direktorin der digitalen Dienste, hat uns Eva vorgestellt, unseren Service-Roboter in der Ausstellung. Vielen Dank dafür.

    Rosenberger: Vielen Dank.

    Rosenplänter: Wenn ihr Eva gerne persönlich kennenlernen wollt, dann kommt doch einfach vorbei, dann legt sie sicher auch mit euch ein flottes Tänzchen aufs Parkett. Ansonsten hören wir uns in der nächsten Folge wieder. Und dann geht es um eine Gipsplastik, die im Haus der Geschichte steht. Und diese Gipsplastik, die ist eine maßstabsgetreue Nachbildung der monumentalen Bronzestatue eines sowjetischen Soldaten, der im Treptower Park in Berlin steht. Eine schöne Zeit euch. Bis dann, tschüss.


    Meike Rosenplänter, Moderation
    Dr. Ruth Rosenberger, Direktorin digitale Dienste